ie bereits angesprochene Urangst als eine Komponente der Interaktion zwischen einzelnen Menschen ist ein Phänomen, das wegen seiner Bedeutung für die Gesellschaft und ihre Geschichte eine nähere Untersuchung verdient: Eine Gesellschaftsstruktur ist nur dank dieser Urangst überhaupt möglich. Sie ist eine Angst, die dem Menschen durch das Wissen um seinen Tod bewußt wurde.
In der Tierwelt ist Angst eine allgegenwärtige Erscheinung, nicht nur gegenüber den Naturereignissen oder dem Freßfeind, sondern auch gegenüber dem stärkeren Artgenossen, dem Rivalen, was wiederum auf die erwähnte Ungleichheit unter den verschiedenen Individuen jeder Art sowie den agonalen Instinkt zurückzuführen ist.
Diese Urangst ist eine Notwendigkeit, denn sie dient dem Überleben. Gegen diese Urangst haben Tiere und Menschen ein spezielles Verhalten entwickelt, das Gruppenverhalten, sie vereinigen sich in Gruppen: Bei Tieren sind es die Herde, Rudel, Meute, Schwarm — beim Menschen ursprünglich die Volksstämme. Der Angst wird dadurch begegnet, daß sich die einzelnen Mitglieder dieser Gruppen kennen, wodurch das Verhalten der Artgenossen voraussehbar wird. Das instinktive Mißtrauen kann abgebaut werden. Das Gefühl der Sicherheit und des Schutzes wird durch die Möglichkeit einer besseren Verteidigung der Gruppe gegenüber den gemeinsamen Feinden oder Angreifern verstärkt.
Damit diese Gruppen ihre Funktion erfüllen können, bedürfen sie einer inneren Ordnung und diese wird durch den Instinkt der agonalen Aggression im Wettbewerb unter den einzelnen Individuen hergestellt. Die Urangst ist die Grundlage der Macht, die diese Ordnung erst ermöglicht. Dieses agonale Verhalten kann ritualisiert werden, womit es Sieger gibt, ohne daß die Verlierer zu Schaden kommen müssen. In den demokratischen Staatsformen stellen die Wahlen ein solcher agonalen Wettbewerb dar.
Im Tierreich kann die Wahl des Leittiers durchaus auf friedlichem Weg stattfinden. In Südafrika wurden bei Elefanten, bei denen bekanntlich die Kuh das Leittier ist, derartige Beobachtungen gemacht. Von einem Reservat wurden überzählige Jungelefanten in ein anderes Reservat ausgesetzt und über zwei Jahre genau beobachtet. Nach einer kurzen Zeit der Orientierungslosigkeit konnte recht bald eine junge Kuh als eindeutiges Leittier identifiziert werden, die die Führung des sich bildenden neuen Rudels übernommen hatte, ohne daß die Beobachter eine kämpferische Auseinandersetzung, also ein agonales Verhalten hätten beobachten können. Nach welchen Kriterien diese Führungsposition erreicht wurde, blieb bis heute unbekannt. Deutlich wurde hingegen bei dieser Beobachtung, daß eine Rangordnung in einer Tiergruppe einer natürlichen Notwendigkeit entspricht.
In der Gruppe gilt aber ein weiteres Gesetz, das es besonders hervorzuheben gilt und das bei Primaten sehr gut dokumentiert wurde: Sie erzeugt einen Normierungsdruck. Die einzelnen Tiere müssen ihr Verhalten der Gruppe anpassen — eine Anpassung, die der Effizienz der Gruppe im Überlebenskampf in der Natur dient. Unter den Mitgliedern der Tiergruppe besteht auch eine natürliche Bereitschaft sich anzupassen. Tiere, die sich nicht konform verhalten, werden ausgestoßen und gehen oft in den Tod.
Diese Beobachtungen bei den Tieren lassen vier Schlüsse zu:
alle Tiere sind dem Gefühl der Angst ausgesetzt;
auf diese Angst reagieren viele Tierarten, indem sie sich in Gruppen vereinigen;
in jeder Gruppe herrscht eine Rangordnung unter den einzelnen Mitglieder;
in der Gruppe entsteht ein Normierungsdruck auf die Mitglieder, es herrscht der Herdentrieb.
Der dieser Urangst ausgesetzte Mensch reagierte stammesgeschichtlich genau gleich wie die Tiere: Er verbindet sich in einer Gemeinschaft.
Dieses Phänomen kann seit Urzeiten der Menschen beobachtet werden: Die Zellen der menschlichen Gemeinschaft waren die Familie, die Sippe und der Stamm, in denen die angstabbauenden Mechanismen zum Tragen kamen. Die Vorhersehbarkeit des Verhaltens der Mitglieder förderte ihr Sicherheitsgefühl. Dabei spielt der Normierungsdruck in der Gemeinschaft eine große Rolle für ihren Zusammenhalt wer sich nicht normgerecht verhält, der Außenseiter, wird automatisch als eine Störung oder gar Bedrohung für den Gruppenzusammenhalt empfunden. Da dieses Verhaltensmuster stammesgeschichtlich verankert ist, wirkt es beim Menschen in unserer modernen Zivilisation weiter.
Das Prinzip der Notwendigkeit und die im Vergleich zu heute geringe Mobilität hat dazu geführt, daß die Urvölker lange Zeit zusammengelebt haben und in ihrer Evolution unbewußt eigene normative Gesetze entwickelt haben, die das Zusammenleben regelten. Die Völker sind in ihrem Ursprung als Reaktion auf die Urangst entsprechend ihrem stammesgeschichtlichen Gruppenverhalten entstanden und haben Kulturen mit ihren normativen Gesetzen des Zusammenlebens und Religionen als Ausdruck der unbewußten, kollektiven Archetypen entwickelt, die den Zusammenhalt gefördert und es dem einzelnen ermöglicht haben, sich mit dem eigenen Volk zu identifizieren. Die durch die Kultur geschaffene Sprache als Mittel der Verständigung diente auf der einen Seite dem Zusammenhalt und wirkte auf der anderen als Abgrenzung gegenüber anderen Gemeinschaften. Die Notwendigkeit einer Ordnung innerhalb der Gruppe hat zur Bildung von sozialen und politischen Strukturen geführt. Es konnte dabei nicht ausbleiben, daß der einer Gruppe inhärente Normierungsdruck zu einer akzeptierten Einschränkung der Freiheit des einzelnen zugunsten der Gemeinschaft führen mußte, der Preis fürs Gemeinwohl und die Linderung der Urangst.
Damit die Gemeinschaft ihre Funktion als Mittel gegen die Urangst und als Identifikationsobjekt erfüllen kann, sind einige Voraussetzungen notwendig, eine wichtige davon ist die Überschaubarkeit. Gemäß Eibl-Eibesfeldt umfaßte eine Sippe bei Urvölkern optimal etwa 150 bis 200 Individuen. Überschaubar mußte aber auch das Gebiet bleiben, auf dem sie lebten, damit dessen natürliche Ressourcen und auch die Überlebensgefahren der Gruppe bekannt sein konnten. Volkssinn und Territorium sind daher untrennbar.
Durch die Zunahme der Bevölkerungsdichte auf unserem Planeten und mit dem Übergang vom Nomadentum zur Seßhaftigkeit haben sich einzelne Sippen zu Stämmen vereinigt, deren Zusammensetzung in Frühzeiten durch geographische Gegebenheiten, zum Beispiel die Verfügbarkeit von Wasser und Nahrung, diktiert wurde. Die wachsende Mobilität dank dem Zivilisationsprozeß hat zur progressiven Erweiterung des überschaubaren Territoriums und zunehmenden Kontakten mit Nachbarstämmen geführt, eine Entwicklung, die von Kämpfen, aber auch von Zusammenschlüssen von Stämmen begleitet war, und zur Bildung der Völker führte. Die Entwicklung seitens der Völker von verbindenden Sprachen, Religionen, Kulturen und von allgemein akzeptierten Verhaltensregeln des Zusammenlebens hat mit der Zeit die Entstehung größerer Gemeinschaften erlaubt; es entstanden neue komplexere soziale Strukturen.
Die Identifikation mit der Gemeinschaft wird durch die Religionen und die Verehrung von Symbolen wie der Fahne der eigenen Gemeinschaft versinnbildlicht. Damit wird deutlich, daß die menschliche Gesellschaft, wie sie sich in der Geschichte bis heute entwickelt hat, nicht nur auf stammesgeschichtlich angeborene Kräfte zurückzuführen ist, sondern auch ein Produkt der kulturellen Evolution darstellt.
Das Wissen über die angeborenen Muster des instinktiven Gruppenverhaltens bleibt aber für den zivilisierten Menschen weiterhin außerordentlich wichtig, denn diese können von der Kultur nicht außer Kraft gesetzt werden und bestehen weiter in Wechselwirkung mit den übrigen Ebenen des menschlichen Seins, dem kollektiven Unbewußten und der Vernunft. Alle von der Vernunft vorgeschlagenen Lösungen der Gesellschaftsprobleme, die neben dem kollektiven Unbewußten nicht auch diese stammesgeschichtlichen, mit der Angst verbundenen Verhaltensmuster einbeziehen, bleiben Utopie und sind zum Scheitern verurteilt. Anders sind gewisse sich in der Geschichte wiederholende Fehlentwicklungen der Menschheit nicht zu erklären.
Nur wenn der Menschheit dieses Verhaltensmuster bewußt wird und von der Vernunft in die Vorschläge für eine politische Lösung der Gesellschaftsprobleme mitberücksichtigt wird, besteht eine reale Hoffnung auf eine Besserung des Zusammenlebens.
Von Stamm und Volk mit seinem Revier oder Territorium ausgehend, hat die kulturelle Evolution der Menschen zur Entstehung der Nationen geführt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wie auch nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Totalitarismus im Jahr 1989, beobachtet die Welt unzählige, zum Teil grausame lokale sogenannte „Freiheitskriege“. Dabei fällt auf, daß zwar alle Völker nach Freiheit rufen; sie meinen jedoch damit weit mehr die Unabhängigkeit des eigenen Volkes als die freien demokratischen Rechte des Einzelnen — sie ordnen die individuelle Freiheit unter die Unabhängigkeit der eigenen Volksgemeinschaft, eine Tatsache, die der rationalen Weltanschauung der westlichen offenen Gesellschaften fremd ist und nicht die Beachtung genießt, die sie verdient.
Dieser unbewußte Drang, die Sehnsucht nach der Unabhängigkeit eines Volkes, das Schicksal der eigenen Gemeinschaft selber in die Hand zu nehmen, wurde im Mythos von Wilhelm Tell sinnbildlich dargestellt, der, wie alle Mythen, aus dem kollektiven Unbewußten schöpft. Es ist somit als ein fundamentaler Denkfehler der internationalen Organisationen zu bezeichnen, wenn sie sich wie zum Beispiel die Vereinten Nationen unter Verkennung des angeborenen menschlichen Gruppenverhaltens schwergewichtig für die Menschenrechte des einzelnen einsetzen, bevor sie die Rechte der Völker als ethnisch-kulturelle und religiöse Gemeinschaften garantieren. Die Menschenrechte als normative Gesetze des Zusammenlebens können sich nur als Produkt der zivilisatorischen Evolution innerhalb völkerrechtlich anerkannten Gemeinschaften entwickeln. Ohne diese Voraussetzung ist das Ziel der Achtung der Menschenrechte kaum zu erreichen und bleibt Utopie. Evolutionsgeschichtlich betrachtet kommen die Rechte der Gruppe vor den Rechten des einzelnen.
Die Ursachen der Tatsache, daß zwar die Verteidigung der Rechte des einzelnen Menschen Gegenstand engagierter internationaler politischer Anstrengungen sind, wogegen die Einhaltung des Prinzips der Rechte der Völker wenig beachtet wird, hat vielfältige, vor allem machtpolitische Gründe, so die Sicherung und der Zugang zu Ressourcen.
Ein historisch interessantes Kapitel der Vergangenheit war die Kochsalzversorgung der Völker, in der modernen Industriegesellschaft spielen andere Rohstoffe wie das Öl eine ähnliche machtpolitische Rolle. Der Kampf um derartige Ressourcen stellt konkrete, heute noch politisch unüberwindbare Hürden dar, da sie das bestehende Machtgefüge stören. So sind viele moderne Nationen Völkergemeinschaften, die vor allem aus machtpolitischen Konstellationen hervorgegangen sind und nicht immer die ethnisch-kulturellen Gegebenheiten der Völker widerspiegeln.
Viele europäische Nationen hatten oder haben ein unterschwelliges oder offenes, oft mit brutaler Gewalt einhergehendes Minderheitenproblem, man denke an das Baskenland, an Nordirland, an Korsika, oder an die Minderheiten in den Nachfolgestaaten der nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zerschlagenen Länder, als Beispiel unter vielen Ungarn in Rumänien und der Slowakei oder Russen in der Ukraine.
Die Fokussierung auf das ethisch höchste Prinzip der Menschenrechte erlaubt es, das machtpolitische Problem der Völkerrechte auszuklammern, doch damit ist eine doppelte Moral vorprogrammiert: Man möchte den Pelz waschen, ohne ihn naß zu machen. Damit sollen die Verdienste der Menschenrechtler, wie zum Beispiel Amnesty International, nicht geringgeschätzt werden, im Gegenteil. Sie haben nicht nur vielen leidenden Menschen geholfen, sondern sie üben trotz allem auch einen politischen Druck aus, der mit der Zeit auf die politischen Machtstrukturen Einfluß haben kann. Wichtig ist nur zu wissen, daß die erste Priorität zur Lösung des Problems der Menschenrechte eigentlich bei der Sicherung der Völkerrechte liegen müßte, umso mehr, als die meisten Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den „Freiheitskämpfen“ der Völker stehen.
Falls es den Vereinten Nationen gelingen würde, die Völkerrechte neben den Menschenrechten verbindlich zu verankern, wäre dies für die Menschheit der größte Fortschritt und die beste Voraussetzung zur Vermehrung der offenen Gesellschaften. Es muß allerdings sofort betont werden, daß solche Evolutionen lange historische Zeitspannen erfordern und nicht erzwungen werden können. Es ist unrealistisch, wenn die offenen Gesellschaften des Westens meinen, afrikanische Völker könnten sich über Nacht und ohne Zwischenstufen von einer Stammesgesellschaft zu einer modernen demokratischen Gemeinschaft wandeln.
Das Minderheitenproblem innerhalb der entwickelten Gesellschaften führt uns unmittelbar zum Problem der Xenophobie, das nicht nur historische Wurzeln hat, sondern durch die massive Zuwanderung in letzter Zeit in Europa besonders akut geworden ist.
Es ist wichtig hervorzuheben, daß dieses Wort aus dem Griechischen übersetzt, Scheu (oder Angst) vor Fremden bedeutet und nicht, wie heute oft fehlgedeutet, Fremdenhaß und Rassismus.
Wir haben bereits diskutiert, daß das Gruppenverhalten einer angeborenen Reaktion zur Linderung der Urangst entspricht und daß der Mensch sich mit der eigenen Gruppe (Sippe, Stamm oder Volk) mit seiner Sprache, Kultur und Religion identifiziert.
Eibl-Eibesfeldt hat darauf hingewiesen, daß unser Planet ausschließlich diesem angeborenen Verhaltensmuster der Abgrenzung der einzelnen Ethnien — mit den von ihnen hervorgebrachten Religionen und Kulturen — eine wunderbare Vielfalt verdankt. Da es sich um ein natürliches Triebverhalten handelt, darf es als solches moralisch nicht verurteilt werden, es muß verstanden und respektiert werden, denn nur unter dieser Voraussetzung wird es möglich sein, diesbezügliche Konflikte in den modernen Gesellschaften vernünftig und langfristig zu vermeiden. Mit Sicherheit ist es mit moralischen Appellen oder Gesetzen allein nicht zu bewältigen.
Wenn die Zuwanderung von Menschen fremder Rassen und Kulturen in zivilisierte Länder zahlenmäßig gering bleibt, unterliegen die Einwanderer dem Normierungsdruck der einheimischen Bevölkerungsgruppe und integrieren sich relativ rasch, die zweite Generation wird schon assimiliert sein.
Ganz andere Probleme ergeben sich, wenn die Zahl der Zuwanderer stark zunimmt, denn dann werden sie sich, dem angeborenen angstbedingten Verhaltensmuster der Gruppe folgend, in Gemeinschaften zusammentun und sich gegenüber der autochthonen Gesellschaft abgrenzen, um ihre mitgebrachte Kultur, Religion und Weltanschauung zu verteidigen. Damit sind soziale Spannungen und Konflikte mit den Einheimischen vorprogrammiert.
Weil die Identifikation der Gruppen eng mit dem Territorialprinzip verbunden ist, vollziehen diese Einwanderer, wenn sie sich in städtischen Quartieren oder in größeren Gemeinschaften niederlassen, de facto eine friedliche Gebietseroberung zulasten der einheimischen Bevölkerung, eine Sachverhalt, auf den Eibl-Eibesfeldt aufmerksam gemacht hat und der politisch viel zu wenig wahrgenommen wird.
Ein friedliches Zusammenleben und freundschaftliche Beziehungen unter sehr unterschiedlichen Völkergruppen sind möglich, aber nur dann nebeneinander erreichbar, wenn das geographische Gebiet genügend Lebensraum bietet, um die konfliktreichen Auswirkungen des Territorialinstinktes zu minimieren; im dicht bevölkerten Europa ist dies extrem schwierig oder gar unmöglich.
Es gilt dabei zu bedenken, daß der stammesgeschichtlich angeborene Mechanismus des Normierungsdrucks innerhalb der Gemeinschaft der Einwanderer besonders stark ausgeprägt ist und gegen den Normierungsdruck der mehrheitlichen Gesellschaft des Gastgeberlandes großen Widerstand leisten kann, was zur „Gettoisierung“ führt.
Es wird oft behauptet, daß die Zuwanderung aus fremden Kulturen eine Bereicherung darstellt. Dies trifft jedoch nur dann zu, wenn sich die Einwanderer assimilieren, das heißt, wenn es zur Verschmelzung dieser Kulturen kommt. Eine alleinige Integrierung unter Wahrung der eigenen Kulturen und Traditionen stellt nicht eine Bereicherung, sondern eine soziale Gefahr dar.
Als 2008 ein türkischer Ministerpräsident in einer öffentlichen Rede in Deutschland behauptet, daß eine Integration der türkischen Einwanderer wünschenswert sei, eine Assimilation dagegen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wirkte das wie eine Zeitbombe.
Die mit der massiven Einwanderung auftretenden Probleme in Verkennung dieser Tatsachen nach unseren „moralischen“ Prinzipien lösen zu wollen, ist schlichtweg unmöglich und somit als politisch verantwortungslos zu bezeichnen.
Zur Xenophobie trägt eine weitere, konkrete Tatsache bei, die von der Political correctness völlig verdrängt wird. In Westeuropa ist ohne jeden Zweifel festzustellen, daß unter Einwanderern aus fremden Kulturen die Rate von Kriminalität und Gewalt besonders hoch und Tötungsdelikte sehr häufig sind. Es wäre falsch daraus den moralischen Schluß zu ziehen, Ausländer seien samt und sonders besonders böse Menschen.
Die Deutung des Phänomens ist eine vollkommen andere. In fremden Völkern und Kulturen herrschen völlig andere ethische, normative Gesetze des Zusammenlebens; die Gewalt in einem Land ohne rechtsstaatliche Garantien kann einer notwendigen Überlebensstrategie entsprechen und somit einen anderen moralischen Stellenwert einnehmen. Auch sind Rechtsprechung und Rechtsempfinden anders — zum Beispiel in den Ländern vieler islamischer Völker.
Weil die Begriffe Xenophobie und Rassismus irrtümlicherweise oft verwechselt oder gleichgestellt werden und Rassismus aus historischen Gründen heute ein Reizwort darstellt, ist eine Klärung der Begriffe an dieser Stelle notwendig. Der Rassismus erhält insofern eine andere ethische Dimension, als er nicht auf ein angeborenes Verhaltensmuster zurückzuführen, sondern vorwiegend ein (negatives) kulturelles Produkt ist.
Falls im Tierreich nicht eine Revierkonkurrenz um die Nahrung besteht, ist unter den verschiedenen Rassen einer selben Art kein Antagonismus zu beobachten, Hunde verschiedener Rassen können problemlos friedlich zusammenleben, instinktiver Haß besteht nur zwischen Hund und Katze.
Von echtem Rassismus muß dann zu Recht gesprochen werden, wenn Menschen, die in einer Gemeinschaft seit langer Zeit voll assimiliert sind, wegen ihrer Rassenzugehörigkeit diskriminiert und gehaßt werden, ein Phänomen, das in Nazideutschland und mit der Apartheid in Südafrika und anderswo auf tragische Art zum Tragen gekommen ist. Das wesentliche Problem der Einwanderung von Menschen anderer Kulturen und Rassen nach Europa ist vor allem die Xenophobie — und nicht der Rassismus.
Bereits die Feststellung oder die Aussage, daß es unter den menschlichen Rassen wesentliche Unterschiede gibt, gilt heute aus rein ideologischen Gründen bereits als Rassismus, was irrig und unsinnig ist.
Es ist unbestreitbar, daß Menschen verschiedener Rassen mit unterschiedlichen Begabungen, Vorlieben, Fähigkeiten und Kulturen, mit einem anderen kollektiven Unbewußten ausgestattet sind. So sind Schwarzafrikaner besonders musisch begabt, sei es nun für rhythmische Musik oder bildende Künste, neigen jedoch weniger zum logischen Denken und zur Mathematik, eine Konstellation, die sie beruflich und wirtschaftlich in der heutigen Welt benachteiligt, da die unsere Wirtschaftsformen vor allem Techniker und Ingenieure benötigen.
Ein anderes Beispiel ist die Begabung der Chinesen für den Handel, der in vielen Ländern, zum Beispiel in Indonesien, fest in chinesischer Hand liegt.
Wesentlich ist, daß die Feststellung solcher Unterschiede nicht dazu verleiten darf, aus ihnen auch auf Unterschiede in der menschlichen Würde zu schließen. Der große Fehler der weißen Europäer in der Kolonialpolitik ist darin zu suchen, daß sie die übrigen Rassen nach dem eigenen Maßstab beurteilt und die weiße Kultur und Lebensweise als die alleingültige und seligmachende betrachtet haben.
Diese Arroganz erzeugt nicht nur Ressentiments gegenüber unserer Rasse und Kultur, sondern hat auch zur Folge, daß die Entwicklungshilfe den Eigenschaften der Empfänger nicht angepaßt wird. Gerade das ideologische Hochspielen des Begriffes der Rassendiskriminierung ist ein Hindernis für eine wirksamere Entwicklungshilfe.
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Alexander von Wyttenbach: Die Vernunft als Untertan des Unbewussten.
Betrachtungen, herausgegeben und mit einem Geleitwort versehen von Peter A. Rinck.
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